Test Stanley Multitool

Heute möchte ich euch ein gaaaaanz billiges Werkzeug vorstellen: das Stanley Multitool. Alleine die Tatsache, dass es mich schon einige Jahre begleitet, spricht dafür, dass es sich dabei nicht um kompletten Schrott handelt. Wunderdinge sollte man allerdings nicht erwarten, was angesichts des Preises, der deutlich unter 20 Euro liegt, logisch sein sollte.

 

Ausgeliefert wird das Tool zusammen mit einer Tasche, die auch am Gürtel befestigt werden kann.

Und das ist alles dran.

 

Kommen wir zu den Werkzeugen im Einzelnen und beginnen mit dem in meinen Augen nutzlosesten Tool: dem Flaschenöffner. Wozu, um alles in der Welt, benötigt man so etwas? Dafür gibt es Feuerzeuge, Schraubenzieher, Zangen, Tischkanten oder Zähne. Und eine Ex-Freundin hat Flaschen sogar in der Augenhöhle geöffnet. Hier wurde eindeutig Potenzial für ein wirklich sinnvolles Werkzeug verschwendet. Mal ganz davon ab: Wer tatsächlich einen Flaschenöffner benötigt, um eine Flasche zu öffnen, hat es nicht verdient, sich deren Inhalt einzuverleiben.

Ein Flaschenöffner ist so ziemlich das sinnloseste Werkzeug, das man einem Multitool verpassen kann. Mit dem Tool rechts im Bild geht das Öffnen nicht nur schneller - es gibt auch noch Feuer.

Edit 1. Juni: Ich bin zwar ein Sturkopf, aber ich kann auch Fehler eingestehen. Aufgrund der ersten Kommentare (siehe unten im Anschluss an diesen Test) und einiger kontroverser Meinungen habe ich das Tool tatsächlich mal auf seine Tauglichkeit beim Öffnen von Flaschen getestet (was ich aufgrund der Tatsache, dass es sich dabei laut Hersteller um einem Flaschenöffner handelt, vorausgesetzt, aber nicht ausprobiert habe). Das Ding ist herstellerseitig schlicht und einfach falsch benannt worden, und ich Dussel bin drauf reingefallen. Denn Flaschen lassen sich damit definitiv nicht öffnen. In der Tat handelt es sich um einen Dosenöffner. De facto spielt meine Verfehlung aber keine Rolle, da sich auch Dosen nicht vernünftig damit öffnen lassen. Laut anderer Tests soll dieses Tool jedoch funktionieren, was beim Testmodell nicht der Fall war, bzw. einem Dosen-Massaker gleichkam. Offenbar gibt es diesbezüglich eine gewisse Serienstreuung.

 

Das nächste Tool erschließt sich mir nicht wirklich von selbst. Es ist weder scharf noch spitz, aber zumindest lassen sich Speisereste zwischen den Schneidezähnen damit entfernen und Briefe öffnen. Ein Zahnstocher-Brieföffner also.

 

Daneben sitzt ein mittelgroßer Schlitzschraubenzieher, der sich – wen wundert’s - für mittelgroße Schrauben mit Schlitz eignet. Mehr dazu später.

 

Der vierte Einsatz, der am einen Arm des Stanley-Tools herausgeklappt werden kann, ist eine kleine Säge, die ihren Sägejob voll und ganz erfüllt. Jegliches Holz in adäquater Größe zum Sägeblatt wird gut geschnitten. Bäume können nicht gefällt werden, aber das kann man mit anderen Multitools auch nicht.

Die Säge verrichtet ihre Arbeit gar vortrefflich.

 

Am zweiten Arm des Multitools finden sich vier weitere Werkzeuge. Das erste ist eine Feile, die ich vorsichtig als „zwiespältig“ bezeichnen würde. Bei eingerissenen Fingernägeln kann sie problemlos eingesetzt werden. Wer allerdings beispielsweise im Jahr 1960 begonnen hätte, einen Fluchtversuch von Alcatraz durch Wegfeilen der Gitterstäbe zu wagen, würde auch heute noch feilen, obwohl das Hochsicherheits-Gefängnis bereits drei Jahre später geschlossen wurde. Kurzum – die Feile taugt nur bedingt. Vor allem bei härteren Materialien wird es schwierig, mit ihr zu arbeiten, was die Einsatzmöglichkeiten stark einschränkt.

Detlev aus dem Nagelstudio hat wieder mal schlampig gearbeitet. Das Feintuning muss ich selbst erledigen.

 

Ausgeklappt werden können darüber hinaus zwei weitere Schraubenzieher. Und nein, ich schreibe bewusst nicht „Schraubendreher“, schlicht und einfach aus dem Grund, weil ich finde, dass es sich scheiße anhört. Ich würde auch niemals auf die Idee kommen, aus einem Zollstock einen „Gliedermaßstab“ zu machen.

Sei es, wie es sei – wir haben es mit einem etwas kleineren Schlitz- sowie einem mittelgroßen Kreuzschraubenzieher zu tun. Beide verrichten ihre Arbeit astrein, solange die attackierten Schrauben nicht festgegammelt oder ausgenudelt sind. Ist das der Fall, sollte man lieber zu einem professionellen Werkzeug greifen, ansonsten gewinnen immer die Schrauben.

Die Schraubenzieher sollten mit Bedacht eingesetzt werden. Richtig harten Aufgaben sind sie nicht gewachsen. Aber man sollte dabei auch bedenken, dass ein einzelner guter Schraubenzieher mehr kostet als das gesamte Multitool.

 

Selbstverständlich verfügt das Stanley-Tool auch über ein Messer. Womit wir unmittelbar bei der Definition von „scharf“ wären. Falls „scharf“ bedeutet, eine Scheibe Wurst zu schneiden, ist das Messer durchaus scharf. Falls „scharf“ bedeutet, ein Brötchen aufzuschneiden, gilt diese Definition ebenfalls. Falls „scharf“ allerdings bedeutet, auch Dinge zu schneiden oder aufzuschlitzen, die sich eventuell wehren könnten, stößt das Messer des Stanley-Multitools schnell an seine Grenzen.

Richtig scharf ist anders. Aber für einen Suizidversuch reicht das Tool locker aus.

 

Kommen wir noch zum auffälligsten Werkzeug eines jeden Multitools: der Kombizange. Mit ihr lässt sich gut arbeiten, wenn es sich um das Lösen und Festziehen von Dingen handelt. Auch Nägel können aus Wänden oder Brettern gezogen werden, ohne dass die Zange gleich schlapp macht. Als Kneifzange ist das Werkzeug ebenfalls geeignet. Kabelbinder, Drähte und selbst etwas dickere Kabel werden problemlos durchtrennt. Bei richtig harten Materialien allerdings kneift die Zange, wenn mir dieses Wortspiel erlaubt sei.

Die Kombizange ist ein hilfreiches Werkzueg.

 

Mein Gesamtfazit:

Autoschrauber oder Leute, die meinen, mit dem Stanley Mutitool einen vergammelten Panzer aus dem zweiten Weltkrieg in seine Einzelteile zerlegen zu müssen, werden kläglich scheitern. Aber auch zum Zerlegen neuer Panzer taugt dieses Tool nicht wirklich.
Die Anwendungsgebiete liegen eher im „moderaten“ Bereich. Schrauben, die nicht festgegammelt oder dulle sind, löst Freund Stanley ohne Probleme. Auch beim Geocaching hat mir der Aufklapp-Kollege bereits häufig treue Dienste geleistet. Selbst beim Umzug taugt das Tool, um Möbel auseinanderzubauen oder Regale abzuschrauben.

Wichtig ist, zu wissen, was man dem kleinen Kerl zutrauen kann und was nicht, dann kann man lange Freude daran haben. Und für das, was das Stanley Multitool kostet, ist es sogar richtig gut. Erhältlich ist es unter anderem hier.

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Kommentare: 5
  • #1

    René (Freitag, 31 Mai 2013 14:36)

    Kann es sein, das sich der nutzlose Flaschenöffner hervorragend eignet, um Konservendosen zu öffnen?

  • #2

    coole-tests (Freitag, 31 Mai 2013 18:53)

    Ich sag’s mal so: Es ist eine ziemliche Sauerei. Letzlich kommt man zwar irgendwie an den Inhalt der Dosen heran, aber das geht durch Einstechen und Sägen erheblich einfacher. Deklariert ist das Ding vom Hersteller jedenfalls als Flaschenöffner.

  • #3

    HHL (Freitag, 31 Mai 2013 23:26)

    Das fälschlich »Flaschenöffner« genannte Tool ist tatsächlich ein »Dosenöffner«, und das ist praktisch an einem Multitool.

    Hans

  • #4

    coole-tests (Samstag, 01 Juni 2013 00:30)

    Ich will nicht ausschließen, dass es sich beim Flaschendosenöffner um ein Montagsmodell handelt. Fakt ist jedoch, dass es mit dem Test-Tool schwieriger ist, eine Dose zu öffnen, als sich mit einer Klobürste die Zähne zu putzen.

  • #5

    Xxthhunderxx (Sonntag, 02 Juni 2013 14:06)

    Hey, dein Suizidversuch zeigt eindeutig das du zuviel von der BBQ soße isst, dein Blut besteht schon daraus :-D
    Gruß Manu